Titel: "Aua, zefix! Warum ist das heiß? Oder: Was man halt so macht..."
Nachdem der Bauchbewohner eine gute Woche vor ET eine Generalprobe mit mittelstarken Wehen veranstaltet hat und der Muttermund einen guten Zentimeter geöffnet ist, warten wir ungeduldig darauf,
dass es endlich richtig losgeht.
Alles ist vorbereitet: die Großeltern sind bereit, die bald große Schwester abzuholen, der Geburtspool steht (halbwegs) aufgeblasen in Reichweite, das Wohnzimmer ist mit Malervlies ausgelegt, der
Haken mit 800kg Zugkraft und Tuch daran an der Decke montiert, der Pezziball aufgeblasen und eine große Kiste mit den Dingen von der Geburtsliste gefüllt.
Ich baue, da wir erst vor kurzem in das Haus gezogen sind, weiterhin fleißig Möbel auf und räume Kisten aus. Aber trotz des Zutuns tut sich - nichts.
Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass wir eine ganze Zeit über Termin gehen werden. In der Nacht zum ET wache ich allerdings kurz nach Mitternacht auf. Ich liege etwa eine Stunde im Bett und
dämmere, bis ich schlagartig wach bin und das Gefühl einordnen kann, das mich geweckt hat: Es ist dasselbe wie in der Nacht, als die Geburt der großen Tochter begann.
Kurz darauf kommt auch schon die erste mittelschwache Wehe. Dank Wehen-App (Praktisch. gell, Marlene ;) ) kann ich den Wehenabstand ganz gut festhalten, aber es ist alles noch unregelmäßig und
relativ schwach. Um halb drei gehe ich runter in das Wohnzimmer. Vorher informiere ich noch meinen Mann, dass es zwar losgeht, er aber noch weiterschlafen kann. Die Wehen kommen weiterhin sehr
unregelmäßig, mir ist langweilig und ich habe Hunger. Also tue ich das, was man halt so macht und backe Brezn auf. Ich habe ca. eine halbe Breze gegessen, als die erste intensivere Wehe kommt.
Ich warte noch im Wohnzimmer ab, ob diese jetzt regelmäßiger werden, aber Fehlanzeige.
Also beschließe ich kurz nach 3 Uhr, wieder ins Bett zu gehen und dort mit dem Wärmekissen etwas nachzuhelfen. Ich liege kaum im Bett da geht es los, eine starke Wehe kurz nach der anderen. Der
nun geweckte Papa informiert die Großeltern, um die Große abzuholen und weckt diese auf. Auf seine Frage: "Soll ich Marlene auch anrufen?" meine ich: "Nö, dauert noch." (die Wehen waren wieder
etwas weniger geworden). Er ist ein guter Mann und ruft sie trotzdem an. Um viertel vor 4 stehen die Großeltern vor der Tür und nehmen die aufgeregte bald große Schwester mit.
Ich beschließe, wieder ins Wohnzimmer umzuziehen, da es immer schwieriger wird, die Wehen leise zu veratmen. Kaum im Wohnzimmer angekommen muss ich in den Vierfüßlerstand. Während ich vor mich
hin wehe, merke ich, wie der Papa unruhig hin und her tippelt - ich bin genau da, wo wir den Pool hinstellen wollten. Er deutet mein barsches Schnauben richtig, nämlich, dass ich mich dort NICHT
weg bewegen werde und baut den Pool hinter mir auf. Ich schaffe es inzwischen kaum mehr, die Wehen zu veratmen und schiebe bei der nächsten probeweise mit - Gott, tut das gut!! Ich merke, wie
sich etwas löst und rufe "Er kommmt!". Der Papa reagiert wie im Vorbereitungskurs gelernt und fängt stolz einen Teil der Fruchtblase auf. Zwei Minuten später klingelt es und Marlene steht in der
Tür.
Es ist nun etwa 4:15. Der Pool ist inzwischen soweit gefüllt, dass ich umziehen kann. Während ich in einer Wehenpause in den Pool manövriere, arbeitet der Papa die Liste ab: Backofen vorheizen
für die Handtücher. Ich überlege noch, ob ich ihm sagen soll, dass der vermutlich noch heiß ist, da dringt aus der Küche ein lautes Klappern und "AUA! Zefix! Warum ist das Blech heiß??". Ich muss
fast laut loslachen, aber da kommt die nächste Wehe. Komplett ungläubig höre ich Marlene sagen: "Ich seh schon was..." Zwei Wehen später um 4:27 schlüpft unser total entspannter Ferdinand und
schläft in meinem Arm erstmal weiter.
Kurz darauf kommt Eva dazu und nachdem der Papa die Nabelschnur durchgeschnitten hat, Eva mich und Marlene und Papa Ferdinand versorgt haben, der ganze Schreibkram erledigt ist und wir bequem auf
der Gästematratze gebettet sind, können wir in aller Ruhe zu dritt den Sonnenaufgang mit Vogelgezwitscher genießen.
Es war für uns eine perfekte Geburt! An dieser Stelle nochmals vielen Dank für eure tolle Unterstützung und dass es euch gibt! Hätten wir stattdessen ins Krankenhaus gemusst - ich glaub, wir
wären zu spät losgefahren...
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