Helena Gabriela Sedlmaier
Meine Erinnerungen an die Geburt
Wenn ich an die Geburt unserer Tochter Helena zurückdenke fällt mir als Erstes der Moment ein, indem ich in der Badewanne lag und mir plötzlich ein winziges kleines Bündel auf die Brust gelegt wurde. Und damit hat das größte Wunder, das ich je erleben durfte begonnen…
Die ersten Anzeichen der Geburt denke ich haben sich schon in der Nacht von Freitag auf Samstag angekündigt. Etwa um 2 Uhr morgens bin ich von einem Ziehen im Unterbauch aufgewacht, dass sich angefühlt hat wie die „Schmerzen“ beim Beginn meiner Periode. Da ich vorher weder Senkwehen noch Übungswehen gespürt habe dachte ich sofort, dass dieses Ziehen irgendwas zu bedeuten hat. Ich habe daher immer mal wieder auf die Uhr gesehen, wenn das Ziehen kam, was etwa alle 45-60 Minuten der Fall war. Zwischendurch bin ich natürlich wieder eingeschlafen. Aufgestanden bin ich schließlich am Samstag um 7.30 Uhr. Ich hatte viel vor, wollte mit meiner Schwester am Chiemsee ein Pferd anschauen, dass wir evtl. Kaufen wollten und anschließend noch weiter zu unserer Oma nach Bad Reichenhall fahren. Ich war mir unsicher, ob das eine gute Idee ist, nach dieser Nacht, aber Max und ich haben für uns das Ziehen als Übungswehen/ Senkwehen eingestuft. Also bin ich mit meiner Schwester lost gefahren, erst zum Pferd, dann zur Oma, dann nochmal zum Pferd. Der Vormittag verging so ziemlich ohne das Ziehen, gegen Mittag hat es aber wieder zugenommen. Abends um 20 Uhr war ich schließlich wieder von unserem Ausflug daheim, da kam das Ziehen schon relativ regelmäßig (ca. 5-10 Minuten), ich denke man kann hier jetzt tatsächlich schon von Wehen sprechen. Als ich daheim ankam, bin ich auch auf die Toilette gegangen und hatte im Klopapier relativ viel bräunlichen Schleim hängen (ich vermute das war der Schleimpfropf). Auch bei den nächsten Toilettengängen war immer etwas Schleim im Klopapier und anschließend auch Blut (aber keine großen Mengen). Das Ganze hat mit aber doch zunehmend beunruhigt. Ist das jetzt der Geburtsbeginn?...habe ich mich gefragt oder was passiert hier gerade. Ich bin dann um 20.30 Uhr ins Bett gegangen und hab versucht zu schlafen. Das hat auch anfangs ganz gut geklappt...zumindest bin ich immer wieder eingedöst. Die Wehen kamen und gingen währenddessen weiterhin in einem Abstand von 5-10 Minuten (ich hab immer wieder auf die Uhr geschaut, wenn eine Wehe vorbei war). Irgendwann, ich denke es war Mitternacht, hab ich es im Bett einfach nicht mehr ausgehalten, der Wehenschmerz ist einfach zu intensiv geworden. Ich bin immer wieder aufgestanden, in die Küche, ins Esszimmer, ins Wohnzimmer, hab mich während einer Wehe oft stehend am Tisch und der Küchenarbeitsplatte oder kniend an unserem Sofa abgestütz und versucht so gut es geht in den Bauch zu atmen. Nach zwei drei Wehen habe ich mich oft wieder hingelegt, da ich einfach so unbeschreiblich müde war. Liegend konnte ich auch zwischendurch immer wieder kurz eindösen. Ich musste auch ziemlich oft auf die Toilette, danach war der Wehenschmerz oft etwas weniger stark. Gegen 3.30 Uhr hatte ich kurzzeitig einen kleine Krise und habe angefangen zu weinen. Das ständige Kommen und Gehen der Wehen und die Unsicherheit, ob das jetzt tatsächlich der Anfang der Geburt ist und wie lange wohl alles noch dauern würde haben mir nervlich kurzzeitig ziemlich zugesetzt. Max hat daraufhin Eva, unsere Hebamme angerufen und ihr die Situation kurz erzählt. Sie hat mir geraten mich in die warme Badewanne zu legen um zu sehen, ob ich mich etwas entspannen kann. Ich konnte mir zuerst gar nicht vorstellen, dass es angenehm wäre sich jetzt hinzulegen, aber das warme Badewasser hat tatsächlich sehr gut getan. Nach dem Bad konnte ich sogar auf unserem Sofa nochmal zwischen den Wehen wieder etwas schlafen (der Wehenschmerz hat ein bisschen nachgelassen). Irgendwann hat die Wehenintensität jedoch wieder zugenommen, sodass ich wieder in der Wohnung umhergewandert bin und mich während den Wehen wieder an der Küchenzeile, dem Esstisch oder dem Sofa abgestützt habe um die Wehen zu veratmen. Zwischen 6.00 Uhr und 7.00 Uhr hat Max Eva wieder angerufen, um sie zu bitten sich auf den Weg zu uns zu machen. Nach kurzen war sie auch schon bei uns und hat mir erstmal geraten mich seitlich aufs Sofa zu legen, damit ich nochmal Kräfte sammeln kann in den Wehenpausen. Das Stehen, Knien und Umhergehen waren tatsächlich mit der Zeit ziemlich anstrengend. Im Liegen konnte Eva mich auch untersuchen. Ich weiß noch, wie erleichtert ich war, als sie sagte, dass der Muttermund bereits 7-8 cm geöffnet sei. Die ganze bisherige Anstrengung war also nicht umsonst, ich hatte schon einiges geschafft. So bin ich dann also eine Weile auf der Seite gelegen (30-45 Minuten?) und hab mit Max und Eva Wehe für Wehe veratmet. Die Beiden haben nebenbei die Zeit genutzt, um unser Sofa geburtsbereit zu machen (Folie, usw.). Eva hat mich dann irgendwann gefragt, ob ich nochmal auf die Toilette müsste. Ich bin daraufhin aufgestanden und nochmal auf die Toilette gegangen. Anschließend sollte ich mich auf die andere Seite legen (erst lag ich auf der linken Seite, dann auf der rechten Seite). Wieder haben wir gemeinsam Wehen veratmet. In dieser Phase hatte ich auch immer wieder kurze Momente, in denen ich dachte ich kann nicht mehr. Wenn ich hier Eva und Max nicht an meiner Seite gehabt hätte, die mich immer wieder motiviert und während den Wehen beim Atmen unterstütz hätten, wäre ich vermutlich längst verzweifelt. (Aber es hilft ja nichts, man muss einfach weiter machen, bis es zu Ende ist). Ich weiß noch, wie er und Eva irgendwann die großen Handtücher, die wir vorbereiten sollten bei 50 °C in den Ofen gesteckt haben. Bei mir sind die Wehen immer stärker geworden und ich hatte auch immer mehr das Gefühl, ich müsse schon ein bisschen mitdrücken. Irgendwann, ich glaube so um 9.00 Uhr (??) kam dann auch Marlene dazu. Die beiden haben mich nochmal untersucht, der Muttermund war mittlerweile 9 cm geöffnet. Eva und Marlene haben dann vorgeschlagen, ich solle doch nochmal in die Badewanne gehen. Ich wollte erst nicht (ich hatte Angst, dass ich frieren würde und dass ich die Rückenlage nicht aushalte), habe mich aber davon überzeugen lassen es auszuprobieren. Vor dem Bad durfte ich nochmal auf die Toilette. Im Bad war es ganz warm und auch das Badewasser hatte eine gute Temperatur. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich soweit war, dass ich mich hinlegen konnte. Als ich dann im warmen Wasser lag, habe ich auf die Brust noch ein Handtuch bekommen, sodass ich garantiert nicht frieren konnte. Das Wasser hat sooo gut getan. Ich habe mich sofort etwas entspannt. Sobald ich in der Badewanne lag hat es nicht mehr lange gedauert, bis die Wehen so stark geworden sind, dass ich wirklich aktiv mitpressen musste. Ich habe bei jeder Wehe gespürt, wie das Köpfchen aus dem Becken herausdrückt. Eva und Marlene haben mich motiviert wirklich kräftig mitzudrücken und das Pressen auch durch lautes mitschreien (anders kann man es nicht nennen) zu unterstützen. Hier bin ich wirklich an meine körperlichen Grenzen gekommen. Ich dachte, ich würde das nicht schaffen, ich könne an den Zeitpunkt an dem das Köpfchen so stark rausdrückt nicht weiterdrücken, es also nicht weiter rausschieben. Eva, Max und Marlene haben mir die ganze Zeit gut zugeredet und mich motiviert. Eva meinte, es würde eh alles so gut laufen und sie könne das Köpfchen schon sehen. Und auch wenn ich in der Presswehe aufgehört habe weiter zu drücken und eine Pause machen musste war das ok. Ich weiß nicht, wie oft ich mitgepresst habe, aber in einer Wehe habe ich wirklich alles gegeben und bin, unterstützt durch meine tollen Begleiter, über meine Grenzen gegangen und schwupfs war tatsächlich das ganze Köpfchen rausgerutscht. Ich war so erleichter, ich hatte es tatsächlich geschafft, den schwierigsten Teil hatte ich hinter mich gebracht. Ich glaube in der nächsten Wehe schon habe ich dann noch den Körper des Babys mit rausgedrückt. Das war auch anstrengend, aber kein Vergleich zu Vorhin. Im nächsten Moment hatte ich auch schon einen winzigen, warmen Körper auf meiner Brust liegen. Mich hat eine Welle der Erleichterung überkommen. Es war geschafft, unser Baby war da und lag tatsächlich bei mir und hat geatmet, sich bewegt und geschrien. Auch in Max Gesicht konnte ich sehen, wie Unfassbar und Unwirklich das Ganze doch war. Die Geburt der Plazenta habe ich eigentlich gar nicht mehr wirklich mitbekommen (hat aber glaube ich nicht lange gedauert), ich war viel zu sehr damit beschäftigt, dieses kleine Wesen zu halten und im Moment zu sein. Eva hat uns die Nabelschnur gezeigt bzw. konnten wir erfühlen, wie sie pulsiert hat. Als das Pulsieren schwächer geworden war durfte Max die Nabelschnur durchschneiden. Wie das Baby denn jetzt heißen soll, haben Eva und Marlene dann gefragt. Wir wussten es bis dahin noch nicht sicher, haben uns aber sofort für den Namen Helena, die Strahlende, entschieden. Wer an so einem sonnigen Sonntag auf die Welt kommt hat auch einen sonnigen Namen verdient. Marlene und Max haben Helena schließlich versorgt, gewogen und gemessen während Eva mir geholfen hat aufzustehen, mich abzuduschen und auf die Couch zu legen. Unsere kleine Helena lag wenige Momente später wieder bei mir auf der Brust, zugedeckt mit den warmen Handtüchern aus dem Ofen. Ich konnte es eigentlich immer noch nicht glauben, dass sie jetzt tatsächlich da war. Doch so schnell und doch so machbar. Für diesen Moment hat sich alles, was vorher war auf jeden Fall gelohnt. Eva und Marlene haben mich nun noch versorgt. Ich bin tatsächlich relativ verletzungsfrei geblieben, mein Damm war nicht verletzt (Gott sei dank), nur meine inneren Schamlippen waren leicht eingerissen und mussten mit wenigen Stichen genäht werden (das war wirklich auszuhalten). Marlene hat mir dann auch geholfen, Helena das erste Mal anzulegen, was sofort gut geklappt hat und bis jetzt immer noch ohne größere Probleme funktioniert.
Max und ich waren hin und weg von unserer kleinen Helena, wir konnten nur noch sie und einander anschauen. So ein frisch geschlüpftes Baby ist einfach der Wahnsinn, wie sie aussehen, sich anfühlen, die Geräusche die sie von sich geben, wie sie riechen. Auch das Stillen war für mich unglaublich schön, da es eine so wahnsinnig intime Kontaktaufnahme zwischen meinem Kind und mir war/ ist. So neu auf der Welt, habe ich das Gefühl, dass Helena beim Stillen einfach wirklich bei mir ist und wir einander brauchen. Wir waren auf jeden Fall beide sofort verzückt und sind es noch. Jeden Moment den ich seither mit unserer kleinen Maus verbringen durfte ist für mich wie ein Wunder. Ich glaube ich war noch nie so glücklich und zufrieden. Die Geburt war so gesehen nur die letzte große Hürde, die wir aber, so glaube ich, wirklich gut gemeistert haben. Mit wir meine ich alle, die an der Geburt beteiligt waren, Max und ich, Eva und Marlene und natürlich auch Helena. Eva und Marlene, ich bin euch zutiefst dankbar, dass ihr mich/ uns so toll begleitet, unterstützt und motiviert habt, während der Schwangerschaft, während der Geburt und auch im Anschluss mit dem Baby. Ihr seid ein super tolles Team. Ich weiß, dass es ohne euch nicht so stressfrei und unkompliziert abgelaufen wäre. Vielen Dank!!!
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