Es waren noch etwa acht Wochen bis zur Niederkunft meines zweiten Kindes, als ich mir Gedanken über die Geburt meines ersten Kindes machte.
-------- Rückblick: Wehentropf, festgehängt ans CTG ohne große Möglichkeit zur gewünschten Bewegung, Angst, weil die Herztöne des Kindes angeblich schlecht seien, daher Blutentnahme aus
dem Kopf noch im Bauch befindlichen Kindes, unsensible Ärzte, die während Wehen auf einen einreden, andere schreiende Gebärende, x fremde kommende und gehende Menschen während des intimen
Geschehens, unzählige extrem unangenehem vaginale Unterschungen, Dammschnitt, angstmachende Worte und Stimmung... Mein Kind wurde zu guter Letzt noch ganz normal geboren und es war in einem super
Zustand – der ganze Zirkus war umsonst, die Anzeige des CTGs einfach falsch.
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Ich überlegte also, welche Maßnahmen ich im Vorfeld treffen müsse, um dieses Desaster nicht ein zweites Mal zu erleben. Schnell kam ich zu der Erkenntnis, dass ich all meine Nicht-Wünsche
unmöglich durchsetzen werden könnte, weil man sich dem Klinikalltag einfach unterordnen muss in gewisser Weise. So entschied ich mich für eine Hausgeburt.
Durch meine Vorsorge bei Johanna war der Weg dazu eigentlich nicht weit, aber ich bin trotzdem nicht eher auf die Idee gekommen (übrigens war es richtig klasse, bei der Hebamme zur Vorsorge zu
gehen, keine Risikofixierung, dafür Wärme, Freude, Zuversicht.) Also sprachen wir das durch, ich hatte ja schon viele Bedenken („die Sauerei“, das Geschwisterchen etc.) und empfand den Gedanken
schon als fast waghalsig. Glücklicherweise war mein Mann sofort und absolut dafür, bestätigte mich also in der Idee. Auch meine umfassenden Recherchen zum Thema Hausgeburt, machten mich von Tag
zu Tag sicherer. Es wurde mir klar, dass eine Hausgeburt das absolut naheliegendste ist, sodass ich mich, je näher der Termin rückte, sogar auf das Geschehen freute.
Ich war auch total froh, dass Marlene und Johanna mich noch „annahmen“, denn es waren schon einige Hausgeburten in meinem Zeitraum angemeldet.
Eines Abend, wir haben uns gerade zum schlafen gelegt, kam das schon bekannte Gefühl des warmen Wassers zwischen den Beinen: Blasensprung. Johanna angerufen, die bald vorbeikam, um nachzuschauen.
Alles in Ordnung, wir sollten auf die Wehen warten. Kurz danach holte ein Verwandter das Geschwisterchen ab.
So schliefen wir, mir war ganz feierlich und fröhlich zumute. Bei Sonnenaufgang kamen dann die ersten leichten Wehen, aber ich fühlte mich total sicher und gut dabei, ich konnte sie super
veratmen. Von mir aus hätten wir noch Stunden allein bleiben können, ich genoss diese Zweisamkeit während dieses besonderen Erlebnisses in völliger Ruhe. Aber meinem Mann wurde doch mulmig
zumute, er rief Johanna und Marlene an, die bald darauf kamen.
Bei jeder Wehe war ich bis aufs Äußerste konzentiert, mein eigener Rhythmus war das Wichtigste, die ganze Geburt über, jede noch so winzige Störung machte mich rasend. „Ich hab hier meine Wehen!
Vielleicht ist es Dir möglich, Dich währenddessen gefälligst still zu halten!“, schrie ich meinen Mann einmal an, weil er seine Position immer leicht veränderte während den Wehen, weil er einfach
nicht mit mir am Hals hängend minutenlang wie eingefroren stehen konnte...Aber jede Irritation brachte mich raus, mit der Folge, dass ich die Schmerzen dann nurnoch schwer ertragen konnte, im
Gegensatz zu sonst, wo es absolut OK war. Die Schmerzen waren wirklich gut erträglich und keinesfalls quälend, wie bei der ersten Geburt. Nach Schmerzmitteln hatte ich überhaupt kein
Verlangen.
Damals ließ ich einfach alles mit mir geschehen, „die sind ja die Fachleute und bringen das Kind schon raus“, dachte ich mir einst. Jetzt war die Situation ganz anders: ICH war aktiv gefragt, es
war meine Arbeit und die Hebammen unterstützten und bekräftigten mich, das war wunderbar, das gibt so eine Stärke und Vertrauen in sich selbst und die Natur! Insofern ist mir heute klar, warum
das in der Klinik auch unmöglich für mich war. Dort konnte ich einen notwendigen Rhythmus weder spüren noch aufbauen durch die ganzen Ablenkungen.
Sehr angenehm war auch, dass nur ganz wenige Male vaginal untersucht wurde (darauf hat ja wirklich niemand während einer Geburt Lust, im Krankenhaus gilt aber eben die routinemäßige regelmäßige
Untersuchung).
Der Geburtsfortgang war langsam(er als erhofft beim zweiten Kind), aber konstant. Irgendwann ging dann aber nichts mehr, weder durch verschiedenste Positionen, Badewanne oder sonstiges.
Iirgendwie wusste ich dann: Es geht nichts mehr weiter, das Kind steckt fest. Heute bin ich überzeugt, dass fast jede Frau ein solches instinktives Gefühl während der Geburt in sich trägt und sie
sehr genau weiß, was gut für sie und ihr Kind ist.
Marlene und Johanna wollten so schnell nicht aufgeben, doch es nützte nichts. Also riefen sie im Krankenhaus an, um mich anzumelden. Natürlich fand ich es sehr schade, weil ich mich sehr auf
meine Hausgeburt gefreut habe. Aber ich wusste ja, dass eine Verlegung notwendig werden kann – und für den Notfall hat ein Krankenhaus ja durchaus seine Berechtigung.
Wir fuhren also ins Krankenhaus. Ein Vergnügen war das nicht mit Wehen, mit dem Rhtythmus wars natürlich vorbei und die Schmerzen entsprechend spürbar.
Wir bekamen die Kleine dann mit allerhand Hilfsmitteln noch auf natürlichem Weg heraus, wir haben es beide gut verkraftet. Nach wenigen Stunden des Ausruhens fuhren wir zufrieden nach
Hause.
Meine gewünschte Hausgeburt wurde also leider nicht vollendet. Ich finde es heute noch schade, bin aber natürlich froh, dass noch alles so gut verlaufen ist. Ich bin sehr froh, zumindest den
Großteil der Geburt zu Hause gewesen zu sein und das erlebt zu haben, wie toll eine Geburt auch sein kann. Für mich ist und bleibt es auf jeden Fall die schönste Art, sein Kind zu bekommen. Ich
freue mich tatsächlich schon, es noch einmal zu versuchen. Und bessere Hebammen als die Taufkirchener kann ich mir wirklich nicht vorstellen - 1000 Dank!!!
PS: Die erwartete Sauerei kam übrigens garnicht zustande. Unter das Bettlaken spannten wir eine Plastikfolie und auch die sonstigen genutzten Unterlagen beschränkten sich auf eine Trommel Wäsche
und einen großen Müllsack – ein Kindergeburtstag macht mehr Umstände ;)
Hebammenpraxis gaia, Marlene Rachl & Partnerinnen
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