Hypnobirthing-Geburt im Pool
In den letzten Tagen bevor es losging habe ich statt zu der üblichen Hypnobirthing Meditation zu einer anderen meditiert. Bei dieser ging ich in Kontakt mit meinem Baby und sagte ihm, dass es jetzt jederzeit kommen darf, wenn es möchte und löste mich von meiner tollen Schwangerschaft etwas.
Am Tag davor habe ich mir gedacht der 22.02. wäre ein richtig schönes Geburtsdatum.
Es ging in der Nacht los, ich wachte um 01:30 Uhr auf, ging auf die Toilette und bemerkte dabei, dass sich mein Schleimpfropf gelöst hatte. Danach bin ich zurück ins Bett gegangen und bemerkte leichte Wehen. Ich sah auf die Uhr, um den Abstand der Wehen zu überprüfen und dachte ich hätte noch viel Zeit. Zu dem Zeitpunkt kamen die Wehen etwa alle 7 Minuten für ca. 1-1,5 Minuten. Ich habe mir nicht so viel dabei gedacht, es hieß ja immer, dass in den Nächten vor der Geburt durchaus die Wehen anfangen und wieder aufhören können. Ca. eine Stunde später ging ich wieder auf die Toilette, jetzt konnte ich nicht mehr schlafen und versuchte die Wehen auf einer App mitzutacken. Die Wehen kamen jetzt in einem Abstand von ca. 5 Minuten. Ich habe überlegt, ob ich meinen Mann wecken sollte, dachte mir aber, ich lasse ihn schlafen, solange ich mir nicht sicher bin, dass sie tatsächlich regelmäßig bleiben.
Um kurz nach drei habe ich mich auf den Rücken gelegt, auf der Suche nach einer bequemeren Position für die Wehen. Bei der nächsten Wehe ist mir die Fruchtblase geplatzt.
Da wusste ich ok, jetzt geht es richtig los, die Geburt geht los! Ich holte mir ein Handtuch und legte es auf das Bett. Aber trotzdem, dachte ich, dass ich noch viel Zeit habe, schließlich dauert eine durchschnittliche erste Geburt ca. 12 h.
Gegen 3:20 Uhr wollte ich noch einmal auf die Toilette. Als ich aufstand lief mir das Fruchtwasser die Beine hinunter. Jetzt wurde auch mein Mann wach.
Die Wehen hatten mittlerweile einen Abstand von ca. 3 Minuten, dadurch dass sie immer schneller kamen, konnte ich die Regelmäßigkeit nicht so gut einschätzen.
Ich hatte noch zweimal Stuhlgang.
Vor allem war ich froh, dass ich mir keine Gedanken machen musste, wann der richtige Moment ist, in die Klinik zu fahren und dass ich einfach bleiben konnte wo ich war.
Ich habe mal einen Geburtsbericht, gelesen in dem die Frau ihre Wehen während des Sonnenaufgangs auf dem Balkon veratmet hat und fand diese Vorstellung so schön.
Ich probierte um 4:11 Uhr Eva unsere Hebamme anzurufen und als ich anklingelte habe ich mir gedacht, ich weiß überhaupt nicht was ich ihr sagen sollte, so weit weg war ich da schon mit dem Kopf. Sie ging nicht ran und mein Mann hat es einige Minuten später nocheinmal probiert und sie erreicht. Er teilte ihr mit, dass ich Wehen im Abstand von 2,5 Minuten hatte, allerdings hat sie am Telefon 7,5 Min verstanden und fragte ihn, ob er meint, dass sie schon kommen soll, um mal nachzusehen. Die Wehen kamen mittlerweile so schnell hintereinander, dass ich nicht mehr wusste, wann die eine zu Ende ging und die Nächste anfing.
Mein Mann rannte in der Zwischenzeit sehr hektisch durchs Haus, um den Pool bei uns im Wohnzimmer aufzubauen und einzulassen. Über den Pool haben wir einen Baldachin gehängt, so hatte ich meine kleine gemütliche Höhle, in der ich mich sicher fühlte.
Ich legte mich im Wohnzimmer mit dem Oberkörper über den Pezziball und versucht eine Position zu finden in der die Wehen erträglicher waren. Allerdings ohne Erfolg.
Die Wehen empfand ich allerdings als ganz anderen „Schmerz“ als ich ihn mir immer vorgestellt hatte, irgendwie als krampfartigen dumpfen Druck.
Gegen 4:40 Uhr kam Eva und stellte fest, dass die 7,5 Minuten wohl ein Missverständnis waren. Sie fragte mich, ob sie mich in der Wehenpause untersuchen darf, ich stimmte zu und wir warteten auf eine Wehenpause, die nicht kommen wollte. In der Zwischenzeit holte sie ihre Taschen aus dem Auto und wir einigten uns, darauf dass ich in den Pool gehe und sie mich dort untersuchen würde.
Sie sagte zu meinem Mann er soll sich schon mal seine Badehose anziehen, damit er mit in den Pool kann und fragte mich ob ich das möchte. Ich konnte das in dem Moment nicht entscheiden, ob mir das guttun würde oder nicht, da ich mich bereits in einer Art Trance befand. Also kam er mit rein und setzte sich hinter mich, um mich zu stützen und es tat mir gut.
Eva untersuchte mich und stellt fest, dass der Muttermund bereits 8 cm geöffnet war. Da war ich sehr erleichtert, denn ich hatte ein bisschen Angst davor, dass er nur 1-2 cm geöffnet war und dass es noch Stunden so weitergehen würde. Gleichzeitig wurde mir, aber auch bewusst, dass ich selbst im Krankenhaus keine PDA mehr bekommen würde, falls ich später noch eine wollte. Was aber zu keinem Zeitpunkt der Fall war.
Als ich im Pool war überkamen mich tatsächlich viel intensivere Wehen, bei denen sich mein ganzer Körper zusammenzog, darüber war ich sehr überrascht, aber jetzt hatte ich auch wieder Pausen zwischen ihnen. Eva sagte zu mir, ich solle es zulassen. Es kamen noch Marlene, die zweite Hebamme und Ina, die Hebammenschülerin und brachten weitere Taschen.
Es lief klassische Musik, in die Duftlampe wurde der Entbindungsduft von Ingeborg Stadelmann (von dem ich allerdings überhaupt nichts mitbekommen habe, obwohl ich ihn im Vorfeld als sehr intensiv wahrgenommen habe) gegeben und es brannten Kerzen. Im Pool unter dem Baldachin fühlte ich mich wunderbar geschützt und wohl. Mein Mann saß hinter mir und ich ergriff seine Hände und als ich auf der Seite liegen sollte lehnt ich meinen Kopf an seine Schulter und drückte ihm in der Wehe den Oberarm.
Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, die Wehen kamen und gingen. Während den Wehen stützte ich mit den Füßen am Beckenrand ab und versuchte sie zu veratmen, was mir im Großen und Ganzen gut gelang. Die Wehen waren körperlich sehr anstrengend und meine Muskeln zitterten am ganzen Körper (das hatte ich nicht erwartet), aber sie waren nie so schmerzhaft, dass ich nicht mit ihnen klargekommen wäre. Zwischen den Wehen konnte ich mich immer wieder gut entspannen.
Den Druck, den ich nach unten spürte, wurde allerdings immer intensiver.
Irgendwann stellten die Hebammen fest, dass das Wasser im Pool etwas zu kalt sei und fingen an Wasser abzuschöpfen und haben versucht warmes Wasser mit dem Schlauch dazuzugeben. Allerdings war das Wasser, dass aus dem Schlauch kam zu kalt, um das Wasser im Pool aufzuheizen.
Ich sollte noch einmal auf die Toilette gehen. Ich musste zwar nicht, wusste aber, dass ich mich noch einmal bewegen sollte, damit sich das Baby besser im Becken drehen kann.
Also kletterte ich aus dem Pool wurde abgetrocknet und von Eva auf die Toilette begleitet. Dort saß ich dann und habe mich konzentriert Wasser lassen zu können, allerdings hob Eva (die vor mir kniete) meinen Fuß und bei der nächsten Wehe sollte ich mich zu ihr vorbeugen und pressen. Das hat auch gut funktioniert, da ich aber nicht pieseln musste, gingen wir zurück ins Wohnzimmer und ich setzte mich auf den Gebärhocker. Mein Mann war auch aus dem Pool gestiegen und setzte sich hinter mich auf die Couch, um mich zu stützen. Mit den nächsten Wehen sollte ich mich nach vorne beugen, den Rücken rund machen und nach unten Pressen. Das gelang mir auch einige Male, wobei ich mich auf dem Gebärhocker nicht so wohl gefühlt habe (ein bisschen wie auf dem Präsentierteller). In der Zwischenzeit haben Marlene und Ina Wasser mit Töpfen und Wasserkocher gekocht und kaltes Wasser aus dem Pool abgeschöpft. Als der Pool 39 Grad hatte und sich der Kopf gedreht hatte, durfte ich wieder hinein und bekam homöopathische Unterstützung damit meine Wehen wieder länger werden, da sie zu kurz geworden sind.
Während der ganzen Geburt hat Eva immer wieder die Herztöne unseres Babys abgehört, auch während der Wehen und sie waren immer gut. Sie hat gegen Ende auch Öl auf meinen Damm getan und gefühlt wo der Kopf des Babys ist. Das durften wir auch selbst fühlen. Sie hat mir auch immer wieder versichert, dass ich Platz für den Kopf habe.
Als ich wieder in den Pool stieg, hat mir Eva gesagt ich soll mich bei der nächsten Wehe trauen und richtig pressen. Davor habe ich aktiv gar nicht mitgepresst.
Im wieder warmen Wasser wurden die Wehen auch wieder länger und bei der nächsten Wehe presste ich so stark ich konnte und länger als ich den Impuls der Wehe verspürte, dann sah ich den Kopf voller Haare! Ich verspürte ein Stechen auf der rechten Seite (hier hatte unser Baby als der Kopf kam, die rechte Hand mit nach oben gerissen). Motiviert von dem Anblick schob ich unser Baby um 7:37 Uhr mit der nächsten Wehe komplett heraus und sie schwamm hinaus in den Pool. Dort fischte sie Eva auf und gab sie mir und ich legte sie mir auf den Bauch und dachte mir, jetzt ist es vorbei und ich habe es geschafft.
Jetzt sahen wir uns unsere Tochter Hermine an, die ganz ruhig mit geöffneten Augen auf meinem Bauch lag.
Die Nabelschnur war sehr kurz, wir ließen sie auspulsieren und fühlten immer wieder den Pulsschlag. Nach ca. einer halben Stunde schnitt mein Mann die Nabelschnur durch.
Ich wartete auf die Wehen für die Plazenta, die aber nicht kamen. Als die Nabelschnur auspulsiert war, zog Eva an ihr und ich presste die Plazenta heraus. Jetzt war alles voller Blut.
Eva kontrollierte sie auf Vollständigkeit und stellte dabei fest, dass sie an einigen Stellen schon etwas grau war. Danach bin ich aus dem Pool gestiegen und merkte meinen Kreislauf etwas absacken. Ich bekam einen Schluck Cola und dann führte mich Eva aufs Klo. Eva fragte mich ob es brennt, aber es brannte nicht und sie sagte, dann wird es auch nicht mehr brennen. In der Zwischenzeit wurde unsere Tochter Hermine durchgecheckt. (2990g, 48cm) Ich kam zurück ins Wohnzimmer und legte mich auf die Couch. Dann wurde mir Hermine wieder auf die Brust gelegt und wir stillten zum ersten Mal.
Liebe Eva, Marlene & Ina, vielen lieben Dank, dass Ihr uns, bei diesem tollen Erlebnis vertrauensvoll begleitet habt! Diese Erfahrung, dass mein Körper ganz selbstverständlich und schmerzarm dazu in der Lage ist, hat mein Leben nachhaltig verändert und gibt mir Kraft für neue Herausforderungen.
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