Meine Geburt (von Tim)


Meine Mama hat immer gedacht, daß ich nur abwarte, bis sie ihr Semester fertig hat und dann auf die Welt komme. Den Gefallen habe ich ihr übrigens nicht getan – ich habe den errechneten Termin noch einige Tage verstreichen lassen und bin dann am 16. März 1997 „geschlüpft“. Aber jetzt mal von vorne.
Ich hab' schon einige Tage vor meiner Geburt immer mal wieder leichte Wehen vorausgeschickt, was ich eigentlich recht spaßig fand, meine Mama aber fast in den Wahnsinn getrieben hat.
Mein Papa – von Beruf Eishockeyprofi – wollte gern bei der Geburt dabei sein und hat immer befürchtet, ich könnte vielleicht gerade dann ernst machen, wenn er zu einem Auswärtsspiel unterwegs ist.
Als dann wieder eine lange Fahrt nach Timmendorfer Strand angesagt war, und Papa sich zum Schrecken der Verantwortlichen geweigert hat, im Bus mitzufahren, wollte mir meine Mama ein bißchen auf die Sprünge helfen. Sie nahm so einen seltsamen Rizinus-Cocktail, der angeblich Wehen auslösen soll. Das war übrigens am 15. März...

Obwohl sie das Zeug schon um 16 Uhr geschluckt hatte und obwohl sie noch nicht einmal Durchfall davon bekommen hatte, ging sie um 21.45 Uhr mit einem seltsamen Gefühl ins Bett. Eine Stunden später ist Mama dann wieder aufgewacht und hat ganz aufgeregt festgestellt, daß sie leichte Wehen hatte.
Und obwohl sie sich immer fest vorgenommen hatte, daß sie in so einem Fall versuchen würde, noch mal zu schlafen, ist sie natürlich doch aufgestanden, um in der Badewanne zu prüfen, ob es wieder ein „falscher Alarm“ sei.
Nein, diesmal war es das scheinbar nicht und so hat sie dann versucht, uns im Wohnzimmer die Zeit zu vertreiben. Papa haben wir schlafen gelassen, weil er ja am nächsten Tag ein schweres Spiel vor sich hatte und wir ihn sowieso nicht gebrauchen konnten.
Wir haben dann ein bißchen Musik gehört – Fernsehschauen war irgendwie nicht so toll – und sind auch noch ein paar mal in die Badewanne gegangen. Unsere Nachbarn hatten übrigens eine Party und haben bis drei Uhr in der Früh gefeiert...
Mama hat dann erst mal nachgelesen, wann man denn nun eigentlich die Hebamme holen sollte. Es war irgendwie ganz komisch – die Wehen waren gar nicht so lang wie sie sein sollten und haben auch noch gar nicht so richtig weh getan, war es vielleicht doch einf falscher Alarm? Um vier oder halb fünf haben wir den Papa geweckt, derhat in seinem Schlaf erst mal gar nichts kapiert. Wir haben zusammen alles hergerichtet und Mama hat wohl dabei ganz vergessen, Wehen zu haben, die waren auf einmal nämlich weg. Also rein in die Wanne, danach ins warme Bett und ab ging der Punk. Da hat die Mama dann auch gewußt, daß es wohl an der Zeit sei, Marlene anzurufen.
Um fünf Uhr hat sie telefoniert und um viertel vor sechs war Marlene dann da. Bis alles ausgeladen und hergerichtet war, war es schon sechs Uhr. Da hat sie meine Mama untersucht und meine Herztöne abgehört. Der Muttermund war während der Wehe 6 cm offen, ohne Wehe sogar schon 7 cm und mir ging es offensichtlich gut. Marlene fand auch, daß die Wehen zwar intensiv genug, aber nicht lang genug seien.
Kurze Zeit später wurde die Sache dann aber richtig schmerzhaft und Mama lief wie ein waidwunder Tiger im Schlafzimmer hin und her. Mama hätte nochmal in die Badewanne gehen sollen, um meinem Köpfchen durch die Entspannung das Einstellen zu erleichtern, dazu kam es jedoch nicht mehr. Am Waschbecken angekommen verabschiedete sich die Fruchtblase und in der Badewanne stehend hatte meine Mama die erste Preßwehe.
Wir sind alle zusammen schnell ins Schlafzimmer gegangen, weil wir wohl schon geahnt haben, daß es jetzt ganz schnell gehen würde.
Tatsächlich habe ich den Weg in 1 1/2 Minuten gemacht – was meine Mama übrigens ziemlich geschockt hat! Aber wie sagt man nicht so schön: „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende...!“. Uns ging es beiden übrigens sehr gut nach der Geburt, es ist sozusagen alles glatt gegangen.
Nachdem meine Mama ihre Enttäuschung darüber, daß ich nun mal doch keine „Timmine“ geworden bin, überwunden hatte, mußte sie feststellen, daß ich ein äußerst gutaussehendes Baby war – aber das denken Mütter ja sowieso immer über ihre Kinder...
Also, jetzt habt ihr meinen Teil der Geschichte gehört. Ach ja, Mama hatte ziemlich teuflische, höllische Nachwehen – aber die haben mit mir ja eigentlich nichts mehr zu tun, oder?

Viele Grüße, euer Tim